Fluglotsen (Air Traffic Controller) leiten ein Flugzeug durch alle Aspekte des Fluges, sind für die Sicherheit des Flugzeugs verantwortlich und stellen sicher, dass es pünktlich landet und startet.
Als Fluglotse benutzt du hochentwickelte Radar- und Funkkommunikationsgeräte, um den Piloten Ratschläge, Informationen und Anweisungen zu geben. Du leitest die Flugzeuge auf ihrem Weg, indem du mit Hilfe des Radars ihre genaue Position verfolgst, sie sicher im Luftraum hältst und ihnen die effizienteste Route vorgibst.
Die meisten Fluglotsen arbeiten in Bezirkskontrollzentren, einige arbeiten in Kontrolltürmen an Flughäfen. Die Rolle ist sehr verantwortungsvoll und erfordert hohe Konzentration.
Arten von Fluglotsen
Anfluglotsen befassen sich mit Instrumentenlandesystemen, die es einigen Flugzeugen ermöglichen, automatisch zu landen, und stellen sicher, dass Flugzeuge in Warteschleifen platziert werden, wenn die Flughäfen ausgelastet sind.
Sie übernehmen von den Bezirkslotsen, wenn sich das Flugzeug dem Flughafen nähert und geben die erste Freigabe für den Anflug auf den Flughafen, indem sie alle anfliegenden Flugzeuge in eine Reihenfolge bringen, um die effizienteste Reihenfolge für die Landung zu schaffen.
Die Flugplatzlotsen übernehmen in der letzten Phase und leiten die Piloten von der Spitze der Kontrolltürme aus zu einer sicheren Landung an. Die Türme ermöglichen ihnen eine gute Rundumsicht auf den Flugplatz.
Die Flugplatzlotsen sorgen dafür, dass die Flugzeuge sicher zu ihrem Standplatz gelangen und dass diejenigen, die den Standplatz verlassen, sicher die Landebahn erreichen. Auf einigen stark frequentierten Flughäfen sind die Flugplatzlotsen in Flugsicherung und Bodenkontrolle unterteilt.
Sie leiten Flugzeuge in größeren Höhen und sind für die Flugzeuge während der Steig-, Sink- und Streckenphase des Fluges verantwortlich. Sie geben auch Stufen, Richtungen und Geschwindigkeiten für einzelne Flugzeuge vor.
Verantwortlichkeiten
Als Fluglotse musst du:
- Funk- und Radarkontakt mit Flugzeugen halten
- die Bewegung von Flugzeugen auf der Strecke oder auf einem Flughafen leiten
- Flugzeuge zum Steig- oder Sinkflug anweisen und die endgültige Stufe zuweisen
- Informationen über die Wetterbedingungen an die Flugzeuge weitergeben
- sicherstellen, dass die Mindestabstände zwischen den Flugzeugen eingehalten werden
- mit unerwarteten Ereignissen, Notfällen und außerplanmäßigem Verkehr umgehen.
Wenn du als Anflug- oder Flugplatzlotse arbeitest, musst du auch:
- die Bewegungen auf und von den Start- und Landebahnen kontrollieren
- die Bodenbewegungen von Flugzeugen in den Terminals und von Fahrzeugen auf dem Flughafen abwickeln.
Gehalt
Das Einstiegsgehalt für Fluglotsen (Air Traffic Controller) während ihrer ersten Ausbildungszeit beträgt 900 EUR während der theoretischen Ausbildung (1. Lehrjahr) und zwischen 2.225 – 5.100 EUR (2. und 3. Lehrjahr) während der praktischen Ausbildung.
Den Auszubildenden wird ein Leistungspaket geboten, das eine Rentenversicherung, freiwillige Leistungen und familienfreundliche Maßnahmen umfasst.
Je nachdem, wo die Auszubildenden ihre Erstausbildung absolvieren, können unter bestimmten Voraussetzungen auch wöchentliche Zahlungen für die Unterkunft möglich sein.
Nach Abschluss der Ausbildung kannst du ein Gehalt im Bereich von 6.000 – 8.500 EUR brutto im Monat erwarten, abhängig vom Standort.
Ältere Fluglotsen (Air Traffic Controller) mit viel Erfahrung können in den größeren Zentren potenziell über 10.000 EUR brutto im Monat (plus Schichtzulagen) verdienen.
Das Gehalt bei privaten Flugsicherungsunternehmen kann sich leicht von dem bei der DFS (Deutsche Flugsicherung GmbH) unterscheiden.
Einkommensdaten von Glassdoor und Gehalt.de. Die Zahlen sind nur als Richtwert gedacht.
Arbeitszeiten
Fluglotsen arbeiten in der Regel zwischen 37 und 45 Stunden pro Woche, die sich jedoch auf Tage, Nächte, Wochenenden und Feiertage verteilen.
Die Flugverkehrskontrolle muss 24 Stunden am Tag besetzt sein, daher wird Schichtarbeit eingesetzt, um sicherzustellen, dass immer eine Person anwesend ist.
Was du erwarten kannst
Fluglotsen müssen in der Regel zwei Stunden an ihrem Arbeitsplatz bleiben, bevor sie eine Pause einlegen können. Die hektische Arbeit und die hohe Konzentration, die erforderlich ist, um mit einer hohen Stufe von Druck umzugehen, kann zu Müdigkeit führen.
Die Büroumgebung ist normalerweise so gestaltet, dass sie den Lotsen bei ihrer kritischen Arbeit hilft.
Jobs gibt es in den vier DFS-Kontrollzentren in Bremen, Langen, Karlsruhe und München, sowie an Flughäfen in ganz Deutschland in Kontrolltürmen (Towers). Eine Ausnahme ist der Flughafen Saarbrücken, wo die DFS ihr neues Tower-Fernsteuerungssystem eingeführt hat: Seit Dezember 2018 wird der Verkehr dort von Leipzig aus gesteuert.
DFS-Mitarbeiter können je nach Bedarf des Unternehmens an verschiedene Standorte versetzt werden. Dies ist oft in Verträgen festgehalten.
Arbeiten oder Reisen im Ausland sind unüblich, aber es ist möglich, mit Arbeitgebern in Übersee zu arbeiten, vor allem in Nordamerika und im Nahen Osten.
Qualifikationen
Ein Abitur in der Tasche zu haben ist eine notwendige Voraussetzung, besser noch ist ein Bachelorabschluss, für den Einstieg in die Rolle des Fluglotsen (Air Traffic Controller). Aufgrund der Art der Tätigkeit kann jedoch ein Abschluss, der ein hohes Maß an Zahlenverständnis oder technischem Wissen vermittelt, von Vorteil sein.
Ausbilder und Arbeitgeber von Fluglotsen achten auf die Eignung und diese wird oft als wichtiger angesehen als Qualifikationen.
Die Ausbildung zum Fluglotsen dauert 12 bis 18 Monate, was im Vergleich zu anderen Ausbildungsgängen relativ kurz ist. Das bedeutet aber nicht, dass es sich um eine kurzatmige Ausbildung handelt. Ganz im Gegenteil.
Die Bewerber dürfen nicht älter als 24 Jahre sein und sollten über gute bis sehr gute Englischkenntnisse verfügen. Auch der Nachweis eines guten Seh- und Hörvermögens ist eine absolute Voraussetzung.
Der Wettbewerb ist hart und 95 Prozent der Bewerber qualifizieren sich nicht erfolgreich. Von den verbleibenden fünf Prozent, die in die engere Wahl kommen, scheitern mehr an der Berufsausbildung.
Nach dem Aufnahmetest findet die Ausbildung an der Akademie für Flugsicherung auf dem Campus der Deutschen Flugsicherung in Langen, Hessen, statt. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem:
- Meteorologie
- Luftfahrzeugkunde
- Ausrüstung
- Praktische Simulationen am Radarschirm
- Praktische Simulationen im 3D-Tower-Simulator
- Navigation
- Luftrecht
- Luftfahrt-Englisch
- Sprechfunkverfahren
Auf die Erstausbildung folgt in der anschließenden Ausbildungsphase das Training am Arbeitsplatz. Das praktische Aufbautraining findet direkt in einer Leitstelle oder im Kontrollturm statt.
Jetzt geht es darum, das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen – natürlich unter genauer Beobachtung.
Mit zunehmender Erfahrung übernehmen die Berufsanwärter immer mehr Verantwortung. Im Rahmen ihrer Ausbildung erwerben die angehenden Fluglotsen regelmäßig weitere Lizenzen – und mit dem Erwerb der letzten Lotsenlizenz dürfen sie selbstständig arbeiten.
Kompetenzen
Die meisten Kandidaten werden durch die DFS ausgebildet, die ihre eigenen Zugangsvoraussetzungen hat. Laut DFS musst du Folgendes nachweisen:
- Motivation
- Gewissenhaftigkeit und Regelbefolgung
- Entschlossenheit und Selbstvertrauen
- emotionale Stabilität
- Fehlerbewusstsein
- Informationsverarbeitungsfähigkeit
- Zahlenverständnis
- Offenheit für Lernen und Entwicklung
- Planung, Entscheidungsfindung und Problemlösung
- räumliches Vorstellungsvermögen
- die Fähigkeit, als Teil eines Teams zu arbeiten.
Die Bewerber müssen auch bestimmte medizinische Anforderungen erfüllen, zu denen das Bestehen eines europäischen Tauglichkeitszeugnisses der Klasse 3 gehört.
Die Anforderungen zur medizinischen Tauglichkeit sind in der Europäischen „Commission Regulation 2015/340“ geregelt. Die wichtigen Infos zu den medizinischen Anforderungen findest du als PDF auf den Seiten 130 bis 172. Eine Zusammenfassung der Eignungskriterien für medizinische Voraussetzungen findest du bei DFS Karriere.
Es ist möglich, dass du das medizinische Gutachten der Klasse 3 bestehst, aber trotzdem nicht alle Anforderungen von DFS erfüllst. In diesem Fall kann es möglich sein, eine Ausbildung bei einem anderen Flugsicherungsanbieter zu absolvieren und dich danach für eine Fluglotsenstelle zu bewerben. Zusätzlich zu den oben genannten Kriterien, musst du zeigen:
- die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und über längere Zeiträume logisch zu denken
- die Fähigkeit, in Notsituationen schnell zu reagieren
- gute mündliche Kommunikationsfähigkeiten
- einen sicheren Umgang mit der Technik.
- Berufserfahrung
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, da du eine umfassende Schulung für diese Rolle erhältst. Jedoch kann ein Hintergrund in Büroarbeit, Kundenservice oder kommunikationsbasierten Aufgaben von Vorteil sein.
Arbeitgeber
DFS ist der Hauptarbeitgeber der Fluglotsen. Als beliehenes Verkehrsunternehmen ist die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH Teil der Luftverkehrsverwaltung des Bundes. Das Unternehmen steht im alleinigen Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Der Bewerbungs- und Auswahlprozess bei der DFS ist ein strenger Prozess, der aus Online- und Papiertests, Assessment Days, Gruppenübungen und einem Interview besteht. Die Auswahlprozesse bei anderen Ausbildungsanbietern können leicht variieren, verlaufen aber in der Regel nach dem gleichen Muster und testen ähnliche Kompetenzen.
Auf der NATS (National Air Traffic Services) Website gibt es eine Reihe von Minispielen, mit denen du kognitive Fähigkeiten wie Formverfolgung, sequentielles Gedächtnis und Reaktionsfähigkeit testen kannst.
Die Spiele messen, wie du an Probleme herangehst, mit Druck umgehst und dich an wechselnde Situationen anpasst und können dir helfen zu entscheiden, ob die Flugsicherung ein geeigneter Beruf für dich ist.
Suche nach Stellenangeboten unter:
- Career.aero
- Flightglobal
- Startfrei.at
- Internationale Zivilluftfahrtorganisation
- DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
- Bundeswehr
- Serco – für internationale Stellenausschreibungen.
- Du kannst auch auf den Websites der einzelnen Fluggesellschaften und Flughafenbetrieben nachsehen.
Berufliche Entwicklung
Die Ausbildung zum voll qualifizierten Fluglotsen kann etwa drei Jahre dauern. Die tatsächliche Struktur der Ausbildung kann je nach Anbieter variieren.
Die Ausbildung bei privaten Kursanbietern ist kostenpflichtig, aber du kannst dir in der Regel den Bereich aussuchen, auf den du dich spezialisieren möchtest. Wenn du deine Ausbildung bei einem anderen Kursanbieter als der DFS absolvierst, kannst du dich für Trainee-Stellen bei anderen Luftfahrtunternehmen bewerben, wo du deine Ausbildung fortsetzen wirst.
Wenn du deine Ausbildung bei der DFS absolvierst, erhältst du ein Grundgehalt, da die Ausbildungsphasen Teil deines Arbeitsverhältnisses sind. Der Bereich, auf den du dich spezialisierst, wird in der Regel durch die Bedürfnisse des Unternehmens bestimmt.
Nach deinem erfolgreichen Abschluss der Eignungsprüfung finden die ersten 1,5 Jahre deiner Lotsenausbildung auf dem Campus der DFS statt. Im theoretischen Unterricht werden dir die wichtigsten Grundlagen vermittelt und du machst auch regelmäßig praktische Simulationsübungen.
In der zweiten Hälfte deiner Ausbildung verbringst du die Zeit im Center oder Tower, wo du unter Aufsicht von Ausbildern als Fluglotse arbeitest und die notwendigen Lizenzen erwirbst.
Du wirst während deiner Ausbildung durch praktische Übungen, Prüfungen und mündliche Tests beurteilt.
Nach der Qualifizierung sind alle Fluglotsen verpflichtet, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten auf dem neuesten Stand zu halten.
Das bedeutet, dass du während deiner gesamten Karriere an Trainingskursen teilnimmst oder dich intern weiterbildest. Nützliche Neuigkeiten gibt es von der International Federation of Air Traffic Controllers‘ Associations (IFATCA).
Berufsaussichten
Es ist möglich, dass Fluglotsen mit ihrer Erfahrung zu größeren Flughäfen wechseln. Es kann auch die Möglichkeit bestehen, auf die Stufe eines Managers aufzusteigen.
Du hast die Möglichkeit, Gruppenleiter oder Leiter einer Wache oder Einheit zu werden. In diesen Positionen würdest du die Arbeit anderer Fluglotsen leiten.
Es kann auch möglich sein, in die Ausbildung zu gehen und in einem College oder einer Assessment Unit zu arbeiten, wo du neue Rekruten ausbildest und beurteilst, oder als Mentor für neue Rekruten im Einsatz tätig bist.
Es gibt nur eine begrenzte Möglichkeit, zwischen den einzelnen Disziplinen der Flugsicherung zu wechseln, da die Ausbildung spezifisch für die jeweilige Aufgabe ist und sehr teuer ist. Fluglotsen bleiben daher in der Regel in der Disziplin, in der sie zuerst ausgebildet wurden.
Es besteht die Möglichkeit, in der Flugsicherung in anderen Ländern der Europäischen Union zu arbeiten. Englisch ist die internationale Sprache, die in der Flugsicherung verwendet wird, aber es kann hilfreich sein, Kenntnisse der Sprache zu haben, die in dem Land gesprochen wird, in dem du arbeiten möchtest.
Weitere Informationen über aktuelle Initiativen zur Verbesserung der Sicherheit in der Flugsicherung findest du unter EUROCONTROL: European Organisation for the Safety of Air Navigation.