Bist du über 30 und hast Lust, eine Berufsausbildung zu beginnen? Dabei bist du noch unschlüssig, ob du überhaupt noch Möglichkeiten auf dem Bildungsmarkt hast? Ist eine Ausbildung mit 30 noch sinnvoll?
Der durchschnittliche Auszubildende ist knapp unter 20 Jahre alt. Berufserfahrene Kandidat*innen werden bei Arbeitgebern immer attraktiver, deine Perspektiven auf dem Ausbildungsmarkt sind somit weniger ungünstig als du vielleicht denkst. Dieser Schritt kann sich lohnen.
Der durchschnittliche Azubi in Deutschland ist knapp unter 20 Jahre alt, Azubis über 30 sind in der Minderheit. Aber die Tendenz zeigen nach oben. Die absolute Ausnahme ist derzeit eine Ausbildung jenseits der 40.
Wie gut die Chancen von älteren Bewerbern im Vergleich zu jüngeren sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Voraussetzungen sind einfach zu verschieden.
Ausbildung mit 30 – ist das noch sinnvoll?
Generell hat der Gesetzgeber kein Höchstalter für den Beginn einer Ausbildung festgelegt. Dementsprechend kannst du dich sowohl mit Anfang 20 als auch mit Ende 40 um einen Ausbildungsplatz bewerben. Beweggründe für einen späten Ausbildungsbeginn gibt es zahlreiche.
Manche mussten in der Vergangenheit eine Familie ernähren, wurden durch einen Unfall oder eine lange Krankheit aus der Bahn geworfen oder sehen in ihrem alten Beruf keine Perspektiven mehr für sich.
Warum sich eine berufliche Weiterbildung/ Ausbildung mit 30 auf jeden Fall lohnt, erfährst du hier:
- Zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten durch Weiterbildungen nach der Ausbildung.
- Wer eine Berufsausbildung abgeschlossen hat, ist seltener arbeitslos.
- Das Monatsgehalt nach der Ausbildung ist höher als das Gehalt für ungelernte Tätigkeiten
- Die Zukunftsaussichten sind deutlich besser
- Grössere Wahrscheinlichkeit, nach der Arbeitslosigkeit schnell wieder einen Job zu finden
Gute Chancen für eine berufliche Ausbildung mit 30 gibt es vor allem in folgenden Branchen und Ausbildungsberufen:
- Gesundheit und Pflege
- Soziale Dienste
- Gastronomie
- Technik
- Bauwesen
- Logistik
Die rechtliche Situation für Ausbildungen mit 30 Jahren
Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz müssen Stellenbeschreibungen für Ausbildungsplätze nicht nur geschlechtsneutral, sondern auch altersneutral sein. Das bedeutet, dass du offiziell nicht aufgrund deines Alters diskriminiert werden darfst.
Ungeachtet dessen ist es natürlich richtig, dass du statistisch gesehen eher einen Sonderstatus hast, da der Großteil der Lehrlinge zwischen 15 und 19 Jahren alt ist. Allerdings hat sich der Lehrlingsanteil zwischen 25 und 29 Jahren im Jahr 2013 schon verdoppelt – die Altersspanne verlagert sich also bereits nach oben.
Agentur für Arbeit: Unterstützung für Erwachsene bis 35
Eine Sonderunterstützung erhalten junge Erwachsene im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, sofern sie noch keinen qualifizierten Abschluss haben.
„Zukunftsstarter“ ist der Name eines Programms der Agentur für Arbeit, das sich an erwerbslose und erwerbstätige Frauen und Männer zwischen 25 und 35 Jahren ohne Berufsabschluss richtet.
Sie werden – wenn nötig – bei einer Aus- oder Weiterbildung zum Erwerb eines Berufsabschlusses unterstützt. Sie erhalten z.B. Zuschüsse zu Kurs-, Fahrt- oder Kinderbetreuungskosten oder Nachhilfeunterricht, um den Anschluss an die Schule nicht zu verlieren.
Finanzielle Unterstützung für ältere Auszubildende
Eine neue Ausbildung zu beginnen, nachdem du aus dem Berufsleben ausgeschieden bist, bedeutet auch, dass du während der Ausbildungszeit wieder weniger verdienen wirst. Wenn es sich jedoch um deine erste Ausbildung handelt, hast du Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe.
Auch wenn du dich für eine schulische Ausbildung entschieden hast, bekommst du Unterstützung, denn du kannst BAföG beantragen. Die Altersgrenze liegt hier bei 30 Jahren, ist aber unabhängig davon, ob du in einem Erst- oder Zweitstudium bist.
Beachte aber, dass du deine Ausbildung mit einem kleinen Praktikum verkürzen kannst. Das bedeutet, dass die Zeit, in der du von einer geringen Lehrlingsvergütung leben musst, verhältnismäßig verkraftbar ist.
Wenn du dir mit 30 Jahren keine Ausbildung leisten kannst, hast du vielleicht sogar Anspruch auf bestimmte Leistungen.
Darüber hinaus gibt es folgende Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung während deiner Ausbildung zu erhalten:
- Wohngeld
- Bildungskredit
- Bildungsgutschein
- Berufsausbildungsbeihilfe
Welche finanzielle Unterstützung für dich in Frage kommt, besprichst du am besten mit einem Berater der Agentur für Arbeit, denn nicht jede Form der Unterstützung ist für jeden geeignet.
Eine Möglichkeit, die du allerdings nicht immer in Anspruch nehmen kannst, ist auch ein Nebenjob während deiner Ausbildung.
Ausbildung mit 30 aus Sicht des Unternehmens
Teilweise gibt es bereits Betriebe, die eine Ausbildung in Teilzeit anbieten oder besondere Ausbildungsprogramme anbieten, womit sie sich explizit an eine ältere Interessentengruppe wenden, weil diese bereits wichtige und wertvolle Berufserfahrung gesammelt haben und in der Regel engagierter und zielstrebiger sind als ihre jüngeren Kollegen.
Auch hier spricht die Statistik für sich: Ältere Azubis sind meist die Besten ihres Jahrgangs!
Mit 30 Jahren arbeitest du außerdem noch länger, als du ohnehin schon alt bist. Auch die Unternehmen sind sich dessen im Klaren und so lässt sich die Frage, ob sich der Aufwand sowie die aufgewendete Zeit für eine Ausbildung mit 30 überhaupt lohnen, leicht beantworten: Ja, der Aufwand ist weiterhin sinnvoll, da du noch viele leistungsfähige Arbeitsjahre vor dir hast.
Quellen: